Andacht Februar / März / April 2023

Du bist ein Gott, der mich sieht.
– Jahreslosung 2023 ⋅ 1. Mose 16, 13

Pastorin Bettina Gfell

Die Jahreslosung für dieses Jahr gefällt mir gut. Von Gott wohlwollend und verstehend angesehen zu werden – quasi im Blickfeld des Himmels zu sein – das tut wohl allen Menschen gut. Gerade, wenn ich schwere Erfahrungen mache in meinem Leben und vielleicht den Eindruck habe, nicht wirklich wahrgenommen zu werden mit dem, was ich brauche. Gesehen zu werden ist ein menschliches Grundbedürfnis. Es begleitet uns ein Leben lang. Ich möchte nicht ständig übersehen werden, möchte gelten dürfen mit meiner Art zu leben, angenommen und geachtet, so wie ich bin.

Wenn das verlorengeht: wenn niemand wirklich interessiert, wie es mir geht - dann passiert etwas! Es führt zu inneren Verletzungen. Und die finden über kurz oder lang den Weg raus – und werden an andere Menschen weitergegeben. Verletzt sein führt zu neuen Verletzungen. Wie gut, dass Gott den ersten Schritt macht, um diesen Kreislauf zu durchbrechen. Denn dass Gott mich sieht, das macht etwas mit mir. Es hilft mir, den Blick in den inneren Spiegel zu wagen – und ihn gemeinsam mit Gott auszuhalten. Auf das Verletzte und auf das Schöne, das ja auch zu mir gehört.

Ich darf mich ansehen: ehrlicher als bisher – und barmherziger als bisher. Und auch die anderen kann ich so ehrlicher und barmherziger anschauen. Ihre Gefühle und Bedürfnisse wahrnehmen und danach fragen.

Ich möchte die Jahreslosung zum Anlass nehmen, vor allem die ehrlich und barmherzig in den Blick zu nehmen, die von anderen übersehen oder nicht für voll oder würdig angesehen werden. Und ich wünsche uns, dass wir uns selbst und die Menschen, die zu uns kommen, mit liebevollen, geduldigen und ehrlichen Blicken wahrnehmen und niemand bei uns übersehen wird. Dass wir bemerken, was jemand braucht – und selbst so offen sind, dass wir auch den anderen sagen, was wir brauchen – ohne sie zu verletzen. Ich wünsche uns, dass wir erkennen, dass hinter vielen Verhaltensweisen, die wir bei anderen nicht verstehen, Bedürfnisse stecken, die noch niemand wahrgenommen hat – und um die sich keiner kümmert.

Lasst uns Gottes Blick annehmen. Er ist ein Gott, der uns sieht!

Ganz herzliche Grüße!

Ihre und Eure Bettina Gfell

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