Andacht Mai / Juni / Juli 2021

Öffne deinen Mund für die Stummen, für das Recht aller Schwachen!
– Monatsspruch Mai ⋅ Sprüche 31, 8

Pastor Hans Martin Renno

Liebe Leserin, lieber Leser!

Wenn wir an unseren Glauben denken und von unserem Glauben sprechen, wenn wir in der Bibel lesen und sie auslegen, dann denken wir meistens zuerst an uns selbst. Ist es nicht so? Wir sind dankbar und voller Freude, dass Gott uns erwählt hat, dass Gott sich in seiner Gnade uns zugewandt und uns durch Jesus Christus befreit hat aus Sünde und Schuld. Unsere Rechtfertigung vor Gott, unsere Heiligung stehen an erster Stelle. (Das ist gut und darf auch sein!)

In der Bibel finde ich freilich auch den ganz starken ethischen, sozialen Impuls. John Wesley schreibt 1739: „Das Evangelium Christi kennt keine Frömmigkeit, außer der sozialen. Keine Heiligung, außer sozialer Heiligung.“ Der oben stehende Monatsspruch für den Mai ist ein eindeutiger Beleg dafür.

Wir sind also nicht geboren, wir sind nicht geschaffen, wir sind nicht bestimmt, um in unserer eigenen kleinen heilen Welt ein gottergebenes Leben zu führen. Das geht auch gar nicht, denn wir sind auf Begegnungen mit unserer Mitwelt (Menschen, Tiere, Pflanzen, Natur) angewiesen. Ein Leben ganz ohne Kontakte zu anderen und anderem ist kaum vorstellbar.

Daraus ergibt sich, dass das Leben immer ein Geben und Nehmen ist. Ein Miteinander und Füreinander. Ein „auf sich selbst“ und „auf andere-achten“. Leben ganz bei mir und in mir und zugleich in weltweiter, globaler Ausrichtung.

Der Monatsspruch für den Mai erinnert mich daran, dass wir auch in der gegenwärtigen Corona-Pandemie und dem Kampf ihrer Überwindung wir nicht nur an uns, an Deutschland, an die EU, sondern weltweit denken müssen. Solidarität ist gefragt, ist geboten. Weil es Gottes Wille ist.

Wir reisen nicht nur gerne in weit entfernte Länder, machen dort Urlaub, lernen sie kennen; wir genießen nicht nur die exotische oder weit gereiste Früchte; wir kaufen nicht nur - in aller Regel – die deutlich kostengünstigeren asiatischen Produkte; wir haben auch eine Mit-Verantwortung für die Menschen dieser Länder.

Ein hoffnungserfülltes Nach- und Weiterdenken wünscht Ihnen
Pastor Hans Martin Renno

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