Andacht Mai / Juni / Juli 2022
Sie verkünden: Friede! Friede! Dabei ist gar kein Frieden!
– Jeremia 6, 14
Liebe Leserin, lieber Leser!
„Die russische Invasion in die Ukraine am 24. Februar 2022 hat die Welt grundlegend verändert“, sagen manche. Doch je länger dieser Krieg dauert, umso deutlicher wird, dass dies nicht richtig ist. Was so zivilisiert und friedlich in Ost und West aussah, war mehr Schein als Sein.
Offensichtlich konnte sich die Friedenslogik trotz aller Bemühungen der letzten 75 Jahre nicht gegen die Kriegslogik durchsetzen. „We shall overcome“ bleibt eine uneingelöste Hoffnung.
Dass die Ukraine militärisch angegriffen wird, ist unglaublich und ist doch eine unmögliche Möglichkeit. Dass sich die Ukraine diesem Angriff mit Waffengewalt zur Wehr setzt, ist nachvollziehbar. Und ist zugleich schrecklich; unerträglich sind die Bilder aus den Kriegsgebieten. Die ersten Verlierer sind die Menschen.
Schrecklicher jedoch ist, dass all die guten(?) internationalen Beziehungen zwischen Ost und West und Nord und Süd, dass das Zusammenwachsen der Welt – insbesondere auf wirtschaftliche Weise -, dass Abrüstungsverhandlungen und Verträge nicht dazu beitragen konnten, dass die Welt eine Friedensordnung bekommt. – Der russische Präsident hat exemplarisch gezeigt, was – wie ich vermute - in den Köpfen mancher Machthaber vor sich geht und wie sie bereit sind, aufs Äußerste zu gehen.
Kurz nach dem 2. Weltkrieg rief der Ökumenische Rat der Kirchen die „Losung“ aus: Krieg darf nach Gottes Willen nicht sein. Dennoch gab und gibt es weltweit – auch in Europa – menschenverachtende Kriege. Und jeder Krieg ist ungerecht und menschenverachtend. Afghanistan, Mali, Syrien… - Krieg als Selbstverständlichkeit? Können wir uns an Krieg(-snachrichten) gewöhnen?
Was wir im Osten Europas derzeit erleben, kann ganz schnell auch im zwischenmenschlichen Bereich aufbrechen. Wir erleben es leider immer wieder, wie Ärger, Wut und Hass in Gewalttaten umschlagen. Deshalb ist es notwendig, dass wir unser Leben an der sog. Goldenen Regel (Mt. 7, 12) ausrichten: „Behandelt andere Menschen genau so, wie ihr selbst behandelt werden wollt.“
Ich hoffe und bete, dass die Waffen möglichst schnell in der Ukraine schweigen. Mit Hanns Dieter Hüsch sage ich: „Ich setze auf die Liebe.“
Hoffen und beten Sie mit mir für den Frieden und setzen Sie mit mir auf die Liebe!
Mit vertrauensvollen Grüßen
Ihr Hans Martin Renno